Inhaltsverzeichnis
- 1 Was bedeutet eigentlich Dojo Etikette? Die wichtigsten Regeln im Training
 - 2 Ursprung der Dojo Etikette: Bushidō und Respekt
 - 3 Begrüßung und Verbeugung – Respekt zeigen
 - 4 Pünktlichkeit und Aufmerksamkeit
 - 5 Kleidung und Körperhygiene
 - 6 Sicherheit zuerst: Kein Schmuck, keine Ablenkungen, keine Drogen
 - 7 Verhalten gegenüber dem Trainer (Sensei)
 - 8 Verhalten gegenüber Trainingspartnern
 - 9 Freies Training, Sparring und Waffen – Sonderregeln
 - 10 Dojo Etikette nach dem Training: Danksagung und Ordnung
 - 11 Fazit
 - 12 Quellen
 
Was bedeutet eigentlich Dojo Etikette? Die wichtigsten Regeln im Training
In jeder Kampfsportart – von traditionellen Stilen wie Karate oder Kobudo bis hin zu modernen Varianten wie Kickboxen – gibt es bestimmte Verhaltensregeln im Trainingsraum, die man unter dem Begriff Dojo Etikette zusammenfasst. Das Wort Dojo (jap. 道場) bezeichnet den Übungs- oder Trainingsraum für asiatische Kampfkünste. Die Dojo Etikette umfasst eine Reihe von Regeln, die Ausdruck von Respekt und Höflichkeit gegenüber Lehrern und Mitschülern sind und eine Atmosphäre der Ruhe und Konzentration aufrechterhalten sollen. Insbesondere zu Beginn des Trainings wird gemeinsam mit dem Lehrer (Sensei) eine formelle Begrüßung durchgeführt, um eine positive innere Einstellung zum Training zu schaffen und Konzentration, Selbstbeherrschung sowie das Gemeinschaftsgefühl der Schüler zu stärken.
Einführung: Respekt und Disziplin durch die Dojo Etikette
Warum sind solche Benimmregeln im Kampfsport wichtig? Zum einen zeugen sie von gegenseitigem Respekt. Wenn sich Trainer und Schüler vor dem Training voreinander verbeugen, symbolisiert dies den gegenseitigen Respekt beider Seiten. Die Schüler erkennen damit auch die fachliche Kompetenz des Trainers an und zeigen ihre Bereitschaft, seinen Anweisungen Folge zu leisten. Zum anderen gewährleisten klare Regeln im Dojo die Sicherheit: Viele Techniken könnten bei falscher Anwendung ernsthafte Verletzungen verursachen. Durch Disziplin und Etikette soll aber vermittelt werden, dass die Kampfkunst nicht zur Schädigung anderer da ist, sondern Körper und Geist schult – und dass die erlernten Techniken nur in ernsthaften Notwehrsituationen zum Einsatz kommen. Letztlich fördert die Etikette auch Anstand und Sitte im zwischenmenschlichen Umgang.
Werte wie Höflichkeit, Rücksicht und Disziplin, die man im Training übt, wirken oft über das Dojo hinaus und prägen auch das Verhalten im Alltag. Eine Dojo Etikette ist also unerlässlich, um den Kampfsport in geordnetem, respektvollem und harmonischem Rahmen – speziell im Partnertraining – auszuüben. Wer diese grundlegenden Verhaltensregeln nicht einhalten will oder kann, ist im Dojo fehl am Platz und muss das Training verlassen.
Beispiel (Tiger Kwon Dojo Etikette): „Das Betreten und Verlassen des Dojo erfolgt in Verbindung mit Ritsu Rei (Verbeugung im Stehen). Es ist auf Pünktlichkeit zu achten, da ein Zuspätkommen gegenüber dem Sensei und den Mitschülern unhöflich ist und darüber hinaus das Training stört.“ (Auszug aus den Hausregeln der Kampfkunstschule Tiger Kwon)
Zusammengefasst bildet die Dojo Etikette das Fundament für einen reibungslosen und respektvollen Trainingsablauf. Nachfolgend betrachten wir die wichtigsten Regeln dieser Etikette im Detail – von der Begrüßung beim Betreten der Matte bis zum gemeinsamen Verlassen des Dojo am Ende des Trainings. Dabei wird deutlich, dass diese Verhaltensregeln zwar ihren Ursprung in den traditionellen asiatischen Kampfkünsten haben, aber gleichermaßen in modernen Gyms und Schulen (etwa im Kickboxen) Anwendung finden. Mit anderen Worten: Ohne Respekt und Disziplin – ganz gleich ob im Karate-Dōjō oder im Kickbox-Gym – kann kein sinnvolles Training stattfinden.
Ursprung der Dojo Etikette: Bushidō und Respekt
Viele Dojo-Regeln wurzeln in den traditionellen Werten der japanischen Samurai-Kultur, insbesondere dem Bushidō (wörtlich „Weg des Kriegers“). Bushidō ist der Ehrenkodex der Samurai und beinhaltet eine Reihe von Tugenden. Nach klassischer Definition bestehen die Prinzipien des Bushidō aus acht Tugenden: unter anderem Gerechtigkeit, Mut, Benevolenz (Güte), Höflichkeit, Aufrichtigkeit, Ehre, Loyalität und Selbstbeherrschung. Gerade Höflichkeit und Respekt (jap. 礼, Rei) spielen eine zentrale Rolle – und finden sich direkt in der Dojo Etikette wieder.
So stammt beispielsweise ein bekanntes Karate-Motto vom Stilbegründer Gichin Funakoshi: „Karate beginnt und endet mit Rei.“ Rei bedeutet im Japanischen sowohl Gruß (Verbeugung) als auch Respekt/Höflichkeit. Funakoshi wollte damit betonen, dass gegenseitiger Respekt vom Anfang bis zum Ende das A und O der Kampfkunst ist. Ohne diesen ethischen Rahmen verkommt die Kampfkunst nämlich zur bloßen Gewalt. In den Worten des Karate-Meisters Genwa Nakasone: „Kampf-Technik ohne Rei ist keine Kampfkunst; es ist nur Gewalt und Brutalität.“
Die historischen Wurzeln erklären, warum vor allem in traditionellen Dojos so viel Wert auf förmliche Rituale gelegt wird – von der Verbeugung vor dem Trainingsraum (Shōmen) bis zur korrekten Anrede des Lehrers. Die Rituale und Umgangsformen mögen Außenstehenden zuweilen übertrieben erscheinen, erfüllen aber einen sinnvollen Zweck. Gerade in Waffendisziplinen (wie Kenjutsu oder Kobudō) gilt: Strenge Verhaltensregeln und Zeremonien beim Umgang mit gefährlichen Waffen sorgen für die nötige Achtsamkeit.
Ein laxer, undisziplinierter Umgang könnte schnell in Unfällen enden. Etikette ist hier kein leeres Zeremoniell, sondern sie lenkt die Aufmerksamkeit der Übenden gezielt auf mögliche Gefahrenquellen und fördert einen respektvollen, konzentrierten Umgang mit den Waffen. Generell wurden die Verhaltensregeln im Budō entwickelt, um das Training zu schützen und zu verbessern, nicht als bloßer Zierrat. Diese Haltung durchzieht bis heute die meisten Kampfkünste. Selbst in modernen Dojos wird erwartet, dass man mit einer guten Einstellung trainiert: Check your attitude at the door! – Beim Betreten des Dojo lässt man Ego, Alltagsstress und schlechte Laune draußen und widmet sich mit Respekt und Offenheit dem Training.
Nachdem wir den Hintergrund kennen, schauen wir uns nun die konkreten Regeln der Dojo Etikette an. Diese lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen – von der Begrüßung und Kleiderordnung bis zu Sicherheitsaspekten und dem Verhalten gegenüber Trainer und Partner.
Begrüßung und Verbeugung – Respekt zeigen
Alle Kampfkunst- und Kampfsportarten beginnen und enden mit Respekt – daher gehört es zur Dojo Etikette, beim Betreten oder Verlassen des Trainingsraums eine kurze Verbeugung auszuführen. In vielen Schulen verbeugt man sich dabei Richtung Vorderseite des Dojo oder in Richtung der anwesenden Trainer. Diese stehende Verbeugung (Ritsu Rei) ist ein Zeichen der Achtung vor dem Übungsraum und den Menschen darin. Auch wenn man während des Trainingsbereichs kurz die Matte verlässt (z.B. für eine Toilettenpause), wird sich an der Tür verbeugt.
Eine ähnliche Regel gilt beim Begrüßen von Personen: Üblich ist es, den Trainer mit einer Verbeugung zu grüßen („Sensei ni Rei!“ bedeutet „Verbeugung zum Lehrer“) und auch vor jedem neuen Partnerübung sich gegenseitig zu verbeugen. Diese Geste soll „aus dem Herzen kommen“ und mit aufrichtigem Respekt ausgeführt werden – nicht bloß mechanisch. In der Praxis bedeutet das: Wenn zwei Partner sich voreinander verbeugen, halten sie dabei Blickkontakt (so zeigt man Respekt auf Augenhöhe).
Vor dem Sensei hingegen schaut man beim Verbeugen leicht nach unten auf dessen Füße, um Demut auszudrücken. Wichtig ist: Nie achtlos oder hastig grüßen. Jede Verbeugung – ob im Stehen oder Knien – sollte ruhig ausgeführt werden und die richtige Haltung zeigen. Im Knien (Seiza) gibt es dafür sogar eine festgelegte Abfolge: erst linke Hand, dann rechte Hand vor sich auf den Boden legen, sich vorbeugen und den Kopf senken, dann in umgekehrter Reihenfolge wieder aufrichten. Diese Zeremonien mögen detailliert sein, dienen aber dazu, eine respektvolle Stimmung einzuleiten.
Eine traditionelle Karate-Weisheit lautet: „Das Karate-Training beginnt mit einer Verbeugung und endet mit einer Verbeugung.“ Genau das spiegelt die Dojo Etikette wider. Zu Beginn jeder Einheit stellen sich alle Schüler geordnet nach Rang auf (höher Graduierte stehen in der Regel weiter vorne bzw. rechts). Auf Kommando setzen sich alle in Seiza (Fersensitz) und es folgt eine kurze Meditation (Mokuso), um den Geist zu sammeln. Anschließend verbeugen sich alle gemeinsam zum Shōmen (dem „Ehrenplatz“ oder Vereinsbanner vorn im Dojo) als Zeichen des Respekts vor der Tradition. Danach erfolgt die Verbeugung zum Lehrer mit „Sensei ni Rei“, die vom Sensei erwidert wird. Oft spricht man dabei Onegai shimasu (etwa „Ich bitte um Ihre Unterweisung“) aus, was sowohl Schüler als auch Lehrer beim Verbeugen sagen.
Diese Eröffnungszeremonie ist fester Bestandteil vieler Dojos, um alle auf das Training einzustimmen. Ebenso wird am Ende der Stunde erneut verbeugt – zuerst zum Lehrer (mit Domo arigato gozaimashita – „Vielen Dank“), dann zum Shōmen – um das Training respektvoll abzuschließen. Erst danach lösen sich die Reihen auf. Das gemeinsame Grüßen schafft also einen Rahmen von Respekt vor, während und nach dem Training.
Zusammenfassend: Die Verbeugung ist das äußere Zeichen des Respekts, das in der Kampfkunst großgeschrieben wird. Diese Regel gilt übrigens stilübergreifend. Selbst in westlich geprägten Gyms, wo vielleicht nicht jedes japanische Ritual übernommen wird, zeigt man Respekt – sei es durch ein kurzes Verbeugen, einen Handschlag oder das freundliche Grüßen der Trainer bei Betreten der Halle. Unhöflichkeit wie Ignorieren des Coaches beim Hereinkommen wird in keiner seriösen Kampfsportschule geduldet. Dojo Etikette bedeutet also immer: den Übungsraum und alle Anwesenden mit Respekt behandeln, beginnend beim ersten Schritt über die Türschwelle.
Pünktlichkeit und Aufmerksamkeit
Pünktliches Erscheinen zum Training ist mehr als nur eine Formalität – es zeugt von Respekt gegenüber dem Trainer und den Mitschülern. Wer ständig zu spät kommt, signalisiert Desinteresse und stört den Ablauf der Stunde. Daher gilt: Sei lieber ein paar Minuten früher da, um rechtzeitig umgezogen und bereit auf der Matte zu stehen. Viele Dojo-Regeln schreiben vor, dass Schüler mindestens 5–15 Minuten vor Trainingsbeginn anwesend sein sollen. So hat man genug Zeit zum Umziehen und mentalen Einstimmen. Sollte man sich doch einmal verspäten (das kann durch Arbeit, Verkehr etc. passieren), verlangt die Dojo Etikette ein demütiges Verhalten: In manchen traditionellen Dojos kniet der verspätete Schüler am Mattenrand ab und wartet, bis der Sensei ihn bemerkt und hereinzuwinkt. Erst nach dem Zeichen des Trainers verbeugt man sich und reiht sich leise hinten in die Gruppe ein. Dieses Ritual unterstreicht, dass Unpünktlichkeit eine Ausnahme bleiben sollte. Natürlich gibt es immer mal unvermeidliche Gründe, aber dann sollte man den Trainer im Voraus informieren. Insgesamt sendet Pünktlichkeit die Botschaft: Ich schätze eure Zeit und unser gemeinsames Training.
Aufmerksamkeit während des Unterrichts ist ein weiterer Eckpfeiler der Dojo Etikette. Sobald der Sensei oder Trainer eine Technik erklärt oder vormacht, hören alle aufmerksam zu und unterbrechen ihre eigene Tätigkeit. Nebenunterhaltungen sind in dieser Phase tabu. Gespräche ohne unmittelbaren Bezug zum Training stören die eigene Konzentration und die der anderen. Daher gebietet die Etikette: Schweigen und fokussieren, wenn der Lehrer spricht. Wer aus der hinteren Reihe schlecht sieht, soll leise die Position wechseln, aber niemals laute Zwischenrufe machen oder unruhig hin- und herlaufen.
Das verlangt ein gewisses Maß an Disziplin und Körperbeherrschung, die ja auch Ziele des Trainings sind. Sollte etwas unklar sein, meldet man sich mit Handzeichen und wartet, bis der Trainer einen auffordert – anstatt quer durch den Raum zu rufen. Fragen werden in höflichem Ton gestellt, idealerweise mit einer kurzen Verbeugung davor und danach als Dank für die Erklärung. Das mag ungewöhnlich erscheinen, aber es hält den gegenseitigen Respekt aufrecht, selbst bei Rückfragen oder Korrekturen.
Eine weitere Regel: Während Anweisungen erteilt werden, steht oder sitzt man still (bzw. in Seiza oder anza, also aufrecht auf dem Boden) und zeigt durch seine Haltung Aufmerksamkeit. Gähnen, gelangweilt umherschauen oder gar Augenrollen gelten als äußerst unhöflich. Ebenso sollte niemand den Trainingsbereich einfach kommentarlos verlassen – auch nicht für kurze Zeit. Wenn es wirklich nötig ist (dringendes gesundheitliches Problem o.ä.), bittet man um Erlaubnis: „Darf ich kurz raus?“ Der Hintergrund ist nicht nur der Respekt, sondern auch die Verantwortung des Trainers für die Schüler. Er muss wissen, wo seine Leute sind und ob alles in Ordnung ist. Deshalb gilt: Ohne Abmeldung beim Trainer / Instructor verlässt man weder das Dojo während des Trainings noch bricht man eine Übung eigenmächtig ab. Insgesamt sorgt diese strikte Disziplin dafür, dass der Unterricht ohne dauernde Unterbrechungen verläuft und jeder konzentriert lernen kann. Dojo Etikette heißt hier: Pünktlichkeit, voll bei der Sache sein und den Trainer die Stunde führen lassen – zum Vorteil aller Beteiligten.
Kleidung und Körperhygiene
Ein oft unterschätzter Aspekt der Dojo Etikette ist die Kleidung. In traditionellen Kampfkünsten gibt es meist eine vorgeschriebene Trainingsbekleidung, z.B. den weißen Gi (Anzug) mit Gürtel im Karate oder Judo. Oder aber ein schwarzer Gi wie es im Soyhin ryu Kobudo üblich ist. Die Regel lautet: Erscheine im sauberen, vollständigen Anzug deiner Kampfkunst. Der Gi soll frisch gewaschen sein, ordentlich gebunden und frei von kräftigen Parfüm- oder Schweißgerüchen – niemand trainiert gern neben einem muffelnden Partner. Anfängern, die noch keinen Gi besitzen, wird in vielen Schulen anfangs schlichte Sportkleidung (etwa T-Shirt und lange Trainingshose) gestattet, bis sie sich einen Anzug zulegen.
Wichtig ist, dass die Kleidung funktional und respektvoll ist – knallige Outfits oder provozierende Aufdrucke gehören nicht ins Dojo. In einigen Kickbox-Gyms gibt es z.B. Dresscodes, die grelle Neonfarben ausschließen und eine einheitliche Vereinskleidung bevorzugen, um ein seriöses Erscheinungsbild zu wahren. Im Kickboxen trägt man häufig eine lange Kickboxhose und ein T-Shirt mit Vereinslogo, plus ggf. Gürtel, sofern ein Graduierungssystem vorhanden ist. Unabhängig vom Stil gilt immer: Die Kleidung muss angemessen, sauber und ganz sein.
Zur Kleidung gehört auch die richtige Schutzausrüstung, wo erforderlich. In Kontakt-Disziplinen (Kickboxen, Taekwondo, MMA usw.) ist die persönliche Schutzausrüstung fester Bestandteil der Etikette. Wer zum Sparring antritt, muss Zahnschutz, Handschuhe, Schienbeinschoner etc. dabeihaben und tragen. Ohne Ausrüstung ist kein Sparring erlaubt – Sicherheit geht vor. In manchen Schulen wird das Fehlen wichtiger Schützer als so großer Verstoß gesehen, dass man vom Sparring ausgeschlossen wird, bis man ausgerüstet erscheint. Die Dojo Etikette verlangt also auch Vorbereitung: Der Schüler kümmert sich um sein Equipment und bringt alles Nötige mit.
Körperhygiene ist ebenso wichtig. Duschen oder zumindest frisch gewaschen zum Training zu kommen, sollte selbstverständlich sein. Niemand möchte mit einem stark schwitzenden oder ungepflegten Partner trainieren müssen. Besonders im Grappling/Bodenkampf oder engem Partnertraining wird Hygiene zu einem Gesundheitsfaktor – schmutzige Trainingsmatten und Körper können Infektionen begünstigen. Viele Dojos reinigen zwar die Matten regelmäßig, aber die Schüler müssen dazu beitragen, indem sie z.B. barfuß auf die Matte gehen. Straßenschuhe haben auf dem Mattenboden nichts verloren, da sie Schmutz und Bakterien hereintragen würden. Entweder man trainiert barfuß (üblich in Karate, Taekwondo, Judo usw.) oder mit speziellen sauberen Matten-Schuhen, je nach Sportart.
Häufig sieht man in Fitnessstudios auch die Regel, außerhalb der Matte Sandalen oder Flipflops anzuziehen, wenn man zur Toilette geht, und diese vorm Mattenrand auszuziehen. So bleibt der Trainingsbereich sauber. Kurze Fingernägel und Zehennägel sind ein Muss – nicht nur aus Sauberkeit, sondern vor allem um Kratzer und Verletzungen zu vermeiden. Lange Nägel können beim Greifen oder Blocken zu schmerzhaften Kratzern führen, insbesondere beim Clinchen im Muay Thai oder Grappling.
Auch langes Haar bindet man am besten zusammen oder steckt es fest, damit es den Partner nicht ins Gesicht peitscht oder man selbst darauf tritt. Schmuck und Piercings gehören ebenfalls zur „Körperordnung“ – dazu gleich mehr im nächsten Abschnitt. Insgesamt zeigt man durch gepflegtes Äußeres Respekt vor sich und den anderen. Ein Leitsatz bringt es auf den Punkt: Uniform und persönliches Erscheinungsbild sollten stets in gutem, sauberem Zustand sein; Nägel geschnitten und Körper sauber, um Verletzungen und Unwohlsein zu vermeiden. Wer krank ist (z.B. mit ansteckender Erkältung), bleibt übrigens besser zu Hause – aus Rücksicht auf die Gesundheit der anderen. Dojo Etikette heißt also auch, Verantwortung für die eigene Körperpflege und Gesundheit im Training zu übernehmen.
Sicherheit zuerst: Kein Schmuck, keine Ablenkungen, keine Drogen
Schmuck im Training – ein absolutes No-Go in fast allen Kampfkünsten. Ringe, Armbänder, Uhren, Ketten, Ohrringe, sogar Freundschaftsbänder müssen vor dem Betreten der Matte abgelegt werden. Der Grund ist schlicht die Verletzungsgefahr: Man kann mit Ringen oder Uhren hängenbleiben und sich die Finger ausrenken, Ketten können reißen und jemanden schneiden, Ohrstecker können ausreißen usw. Sollte ein Piercing absolut nicht herausnehmbar sein, klebt man es mit Tape/Pflaster ab, um wenigstens die scharfen Kanten zu bedecken. Aber ideal ist es, jeglichen Schmuck gar nicht erst mitzubringen. Auch Haargummis mit Metallteilen oder spitze Haarspangen können gefährlich werden und sind daher besser durch weiche, einfache Bänder zu ersetzen.
Die Regel lässt wenig Ausnahmen zu: In praktisch jedem Dojo weltweit wird vor Beginn gefragt „Hat jeder Schmuck und Uhr abgelegt?“ – und das sollte man ernst nehmen, sonst wird man vom Trainer darauf hingewiesen oder sogar vom Training ausgeschlossen, bis es erledigt ist. Sicherheit geht hier vor Eitelkeit.
Essen, Trinken, Kaugummi sind weitere Punkte: Im Dojo während des Trainings zu essen oder Kaugummi zu kauen, gilt als sehr unhöflich und ist meist verboten. Kaugummikauen birgt zudem Erstickungsgefahr bei intensivem Sport. Essen ist nicht nur ablenkend, es hinterlässt auch womöglich Krümel oder Flecken auf der Matte oder am Hallenboden. Daher heißt es: „Kein Essen oder Kaugummi während des Trainings“. Wasser trinken ist natürlich erlaubt, aber meist nur in den festgelegten Trinkpausen. Viele Dojos halten gemeinsame Pausen, in denen alle kurz etwas trinken dürfen. Einfach mitten in der Übung zur Flasche zu greifen, ohne dass es angesagt wurde, gilt als undiszipliniert. Wer wirklich zwischendurch trinken muss (z.B. an heißen Tagen), sollte den Trainer um Erlaubnis fragen.
Handys und elektronische Geräte sollten im Training ausgeschaltet oder stumm sein. Nichts stört die Konzentration mehr als ein plötzlich klingelndes Telefon während der Meditation oder ein brummendes Smartphone auf der Bank. Die Etikette schreibt vor, das Handy vor Trainingsbeginn lautlos zu stellen oder ganz auszuschalten. Im besten Fall lässt man es sowieso in der Umkleide oder Tasche. Ausnahme: Wenn jemand z.B. aus beruflichen Gründen erreichbar sein muss (Bereitschaftsdienst), kann er dies vorab dem Trainer mitteilen – dann darf das Handy eventuell auf Vibration bleiben, aber man informiert den Lehrer, falls man einen dringenden Anruf erwarten könnte. Generell ist aber die Devise: kein ständiges Texten oder Anrufe im Dojo. Die Aufmerksamkeit soll beim Training liegen, und private Geräte bleiben außen vor.
Alkohol und Drogen sind selbstverständlich tabu vor dem Training. In den meisten Dojo-Ordnungen steht explizit, dass die Teilnahme unter Einfluss von Alkohol oder anderen berauschenden Substanzen untersagt ist. Zum einen wegen der Verletzungsgefahr (betrunken sinkt die Kontrolle), zum anderen aus Respekt vor der Kunst. Man kommt nüchtern und klar zum Training. Rauchen ist ebenfalls etwas, das im Umfeld des Dojo unerwünscht ist – zumindest direkt vor, während oder unmittelbar nach dem Training (neben gesundheitlichen Aspekten auch wegen des Geruchs in geschlossenen Räumen). Einige Schulen untersagen auch das Rauchen auf dem Dojo-Gelände komplett, oder bitten Raucher, sich weit genug zu entfernen und die Kippen ordnungsgemäß zu entsorgen. All dies fällt unter die Etikette, weil es mit Disziplin und Rücksicht zusammenhängt.
Zusammengefasst: Sicherheitsregeln im Dojo bedeuten, potentielle Gefahrenquellen zu eliminieren (Schmuck, Kaugummi, Ablenkungen) und in klarem, nüchternem Zustand zu trainieren. So schützt man sich und andere vor Verletzungen. Die Einhaltung dieser Regeln wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Wer das beherzigt, zeigt, dass er die Kampfkunst ernst nimmt und die Sicherheit der Gruppe respektiert.
Verhalten gegenüber dem Trainer (Sensei)
Die Hierarchie und Anrede im Dojo folgt traditionellen Gepflogenheiten. Der hauptverantwortliche Trainer einer Einheit wird im japanischen Budo-Kontext meist Sensei genannt (jap. für „Lehrer“ oder wörtlich „der Vorausgegangene“). Es gehört zur Dojo Etikette, diesen Titel zu verwenden, anstatt den Lehrer beim Vornamen zu rufen – vor allem wenn andere anwesend sind. In vielen Dojos werden hochgraduierte Schwarzgurte als Sensei angesprochen. Assistenten oder Co-Trainer mit geringerem Dan-Grad können als Senpai/Sempai bezeichnet werden, was so viel wie älterer Schüler oder Assistent bedeutet. Diese Anreden zeigen Respekt vor dem Rang und der Erfahrung der Lehrenden. Natürlich hängt das vom Stil und der Kultur des Dojo ab – im westlichen Boxen sagt man in der Regel „Coach“ oder siezt/duzt den Trainer einfach höflich. Aber egal ob man „Sensei“, „Professor“ (im BJJ), „Coach“ oder „Herr/Frau XY“ sagt – ein höflicher Umgangston ist Pflicht. Lautes Herumschreien oder den Trainer einfach ignorieren, wenn er einen anspricht, verstößt klar gegen die Etikette. Stattdessen grüßt man den Trainer zu Beginn respektvoll (wie erwähnt), hört seinen Erläuterungen konzentriert zu und reagiert mit Respekt auf Korrekturen.
Eine typische Regel in traditionellen Schulen lautet: „Den Anweisungen des Lehrers ist unbedingt Folge zu leisten.“ Das heißt, wenn der Sensei eine Übung vorgibt, führen die Schüler sie ohne Widerrede aus – selbst wenn sie anderer Meinung wären. Diskussionen über den Sinn einer Übung sollte man auf nach dem Training verschieben und dann in ruhigem Ton fragen, nicht während der Stunde debattieren. Die Etikette verlangt vom Schüler eine gewisse Demut: Man kommt ja in erster Linie, um zu lernen, nicht um zu zeigen, was man alles schon kann. Überhebliche „Besserwisser“-Attitüden kommen im Dojo nicht gut an. Jeder sollte die Bereitschaft mitbringen, sich etwas sagen zu lassen.
Praktisch äußert sich der Respekt gegenüber dem Lehrer in vielen kleinen Gesten: Man unterbricht ihn nicht, antwortet mit „Oss“ oder „Ja, Sensei“ auf Anweisungen, man bedankt sich nach individuellen Korrekturen mit einer kurzen Verbeugung, und man bemüht sich, die Erwartungen zu erfüllen (z.B. ordentlich Aufstellung nehmen, Übungen bis zum Ende durchziehen, beim Abbau helfen etc.). Sollte der Trainer einen Schüler einzeln zurechtweisen oder korrigieren, akzeptiert man dies ohne Widerworte – Kritik annehmen ohne Ausreden oder Rechtfertigungen. Das gehört zur Persönlichkeitsbildung im Budō.
In traditionellen Dojos gibt es manchmal zusätzlich die Rolle des Senpai (älterer Schüler), der als Bindeglied zwischen Sensei und Kohai (jüngeren Schülern) fungiert. Ihm erweist man ebenfalls Respekt, etwa indem man auf seine Hinweise hört oder ihm hilft, falls er vom Sensei Aufgaben übertragen bekommt. Insgesamt garantiert die Hierarchie im Dojo einen geordneten Ablauf: Der Sensei leitet, die Schüler folgen. Das heißt nicht blinder Gehorsam in allem – aber während des Trainings ist der Lehrer die Autorität, die man akzeptiert. Wer das nicht kann, wird auf Dauer im Dojo anecken. Dojo Etikette bedeutet hier: den Lehrer und die Rollenverteilung anzuerkennen und sich selbst als Lernender mit offenem Geist zu verhalten.
Verhalten gegenüber Trainingspartnern
Eine weitere zentrale Komponente der Dojo Etikette ist der Umgang mit den Trainingspartnern. Anders als in einem Wettbewerb oder auf der Straße sind die Personen, mit denen man im Dojo übt, nicht Gegner, sondern Partner – beide haben das gemeinsame Ziel zu lernen und besser zu werden. Dieses Verständnis prägt alle Übungen, vom lockeren Technikdrill bis zum harten Sparring. Ein Trainingspartner ist nicht dein Feind, sondern ein Partner, der dir hilft, die Technik effektiv zu lernen. Du bist daher verantwortlich für seine Sicherheit und ein verletzungsfreies Training. Deshalb gebietet die Etikette einen respektvollen, rücksichtsvollen Umgang mit jedem Partner, unabhängig von dessen Können oder körperlichen Voraussetzungen. Konkret heißt das z.B.: Man verbeugt sich vor und nach jeder Partnerübung voreinander, man passt die Intensität an, und man achtet darauf, den Partner nicht zu verletzen.
Gerade im freien Sparring oder Partnerkampf ist das wichtig. Das Ziel im Training ist nicht, den Partner zu besiegen, sondern miteinander zu üben. Ein Ego-Duell hat im Dojo nichts verloren. Wer im Sparring immer mit überharter Gangart oder Ellbogenmentalität auffällt, wird bald keine Partner mehr finden. Die Dojo Etikette verlangt stattdessen Kontrolle: Schläge und Tritte werden kontrolliert ausgeführt, so dass sie den Partner zwar fordern, aber nicht unnötig verletzen. Im Zweifelsfall lieber etwas Zurückhaltung – man trainiert heute, um morgen wieder gemeinsam trainieren zu können. Fortgeschrittene helfen Anfängern, anstatt sie zu dominieren oder vorzuführen. Umgekehrt zeigen Anfänger Respekt, indem sie z.B. einen erfahreneren Partner fragen, ob er Hinweise für sie hat, oder einfach aufmerksam mitmachen. Arroganz, Wut oder Nachtragen nach harten Übungen ist fehl am Platz; man bedankt sich nach jeder Runde beim Partner – selbst wenn man mal einen unbeabsichtigten Schlag abbekommen hat.
Zu Partnerübungen gehört auch die Kommunikation: Bei Kontaktübungen sollte man vorher absprechen, in welchem Härtegrad trainiert wird. Fühlt man sich bei etwas unsicher (etwa bei Würgegriffen oder Hebeln), sollte man das dem Partner mitteilen, bevor man sich verletzt. Ebenso gilt: Sollte man den Eindruck haben, der Gegenüber geht zu hart ran, darf (und soll) man das respektvoll ansprechen oder ein „Stopp“ vereinbaren. Respekt heißt hier auch, die Grenzen des anderen zu akzeptieren. In Kindergruppen wird das z.B. immer wieder eingeübt – kein Größerer darf einen Kleineren grob behandeln, nur weil er stärker ist. Alle müssen sich gegenseitig helfen, denn beide Seiten profitieren vom Üben. Ein Leitsatz vieler Schulen: „Die besten Ergebnisse erzielen wir, wenn die Sportler untereinander freundlich und zuvorkommend sind. Niemand darf jemand anderem absichtlich Schmerzen zufügen, ihn kränken oder mutlos machen. Lehrer und Schüler bilden eine enge, freundschaftliche Gemeinschaft.“ Dieser Gemeinschaftsaspekt ist wichtig: Das Dojo ist kein Ort für Rivalität oder Mobbing, sondern für gemeinsamen Fortschritt.
Ein paar praktische Etikette-Punkte im Partnertraining:
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Anklopfen: Im Bodenkampf (BJJ, Judo etc.) oder bei Hebeltechniken tappt man rechtzeitig ab, wenn der Partner eine Submission ansetzt, und der Partner lässt dann sofort locker.
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Partnerwahl: Oft bestimmt der Trainer die Paare. Falls man selbst wählen darf, fragt man jemanden in der Nähe höflich. Niemand wird ausgeschlossen stehen gelassen. Fortgeschrittene nehmen es sportlich, auch mit Anfängern zu üben – das fördert beide.
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Wechsel: Wenn regelmäßig Partner gewechselt wird, verbeugt man sich jedes Mal aufs Neue respektvoll vor dem neuen Übungspartner und stellt sich kurz vor, falls man sich nicht kennt.
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Hilfestellung: Hat ein Partner etwas nicht verstanden, hilft man ihm geduldig (sofern man es selbst verstanden hat), anstatt genervt zu reagieren. Umgekehrt nimmt man Ratschläge eines erfahreneren Partners dankbar an.
 
Alles läuft darauf hinaus: Respekt, Höflichkeit und Rücksicht zwischen den Schülern. So entsteht ein sicheres Lernumfeld. Wer aggressives oder beleidigendes Verhalten an den Tag legt, verstößt gegen den Geist der Kampfkunst. Im Extremfall führen solche Verstöße auch zum Ausschluss vom Training, denn die Sicherheit und der respektvolle Umgang stehen über den individuellen Ambitionen. Kampfsport ohne Fairness und Kameradschaft wäre nichts als rohe Gewalt – genau das unterscheidet ein Dojo von einer Schlägerei. Dojo Etikette bewahrt diesen Unterschied.
Freies Training, Sparring und Waffen – Sonderregeln
Einige besondere Situationen im Training erfordern zusätzliche Regeln: Freies Üben (Kumite) und der Umgang mit Waffen (Kobudo).
Freies Sparring oder Randori (freier Kampf) ist oft der Höhepunkt des Trainings, bringt aber auch höhere Verletzungsrisiken mit sich. Daher gilt in vielen Dojos: Wirklich freies Kämpfen ist nur erlaubt unter Aufsicht des Trainers und wenn er es freigibt. Schüler dürfen nicht eigenmächtig beschließen, jetzt eine harte Freirunde zu drehen, ohne dass der Lehrer ein Auge darauf hat. Vor allem Anfänger oder Kinder sollen nie unbeaufsichtigt kämpfen. Oft gibt es eine Regel, dass etwa Schüler unter einem bestimmten Grad oder unter einem bestimmten Alter nicht ohne einen Schwarzgurt miteinander sparren dürfen. Dies soll sicherstellen, dass immer jemand da ist, der notfalls eingreifen oder korrigieren kann. Fortgeschrittene dürfen zwar freier sparren, sollen aber ebenfalls Maß halten und am besten mit Schutzausrüstung (siehe oben) trainieren. Die Etikette beim Sparring umfasst zudem, dass man vor Beginn des Sparrings seinen Partner grüßt (Verbeugung oder Handschlag) und danach ebenso, unabhängig davon wie der Kampf lief. Das zeigt, dass es sportlich-fair war. Sollte es im Eifer doch mal zu einem harten Treffer oder Missverständnis kommen, entschuldigt man sich sofort und klärt es ruhig – anstatt wütend zu werden. Regeln wie kein Schlag nach dem Stop-Kommando, Abbruch bei Verletzung usw. werden unbedingt beachtet. Sie alle fallen unter den Kodex, der ein verletzungsfreies und diszipliniertes Training gewährleisten soll
Kobudo und Waffen: In Dojos, die Waffen-Training anbieten (sei es mit traditionellen Kobudo-Waffen wie Bo, Sai, Tonfa etc., oder auch moderne Waffenabwehr-Übungen), gibt es strenge zusätzliche Etikette-Vorgaben. Grundregel Nummer eins: Waffen werden nur nach ausdrücklicher Erlaubnis und unter Anleitung des Trainers verwendet. Kein Schüler nimmt einfach ein Schwert, Stock oder Messerattrappe in die Hand, ohne dass der Lehrer es freigegeben hat. Oft haben Dojos einen festen Platz für Waffen (Waffenständer oder Tasche). Daraus entnimmt man nichts eigenmächtig. Wenn die Waffe verteilt wird, behandelt man sie mit größter Vorsicht – so als wäre sie echt und scharf.
Kein Herumfuchteln, kein Scherzen mit Waffen! Selbst Trainingswaffen aus Holz können gefährlich werden, wenn man unachtsam ist. Daher wird Disziplin beim Waffentraining besonders betont. Viele der Rituale – z.B. Verbeugung zum Schwert oder zum Kamiza vor und nach einer Kata – entstammen der Notwendigkeit, einen klaren, respektvollen Kopf im Umgang mit Waffen zu bewahren. Ein erfahrener Budō-Lehrer betont: Der respektvolle, ritualisierte Umgang mit scharfen Waffen erstreckt sich auf alle Waffen und Menschen im Dojo. Jede Waffe, ob Metall oder Holz, und jeder Mensch kann potenziell Verletzungen verursachen, wenn man ihn leichtfertig behandelt. Es gibt schon genug Verletzungsrisiko im Training selbst – es gibt keinen Sinn darin, dieses durch Missachtung traditioneller Vorsichtsmaßnahmen zu erhöhen. Das bringt es auf den Punkt: Die Etikette bei Waffen dient der Unfallverhütung. Konkret bedeutet das z.B.: Immer genügend Abstand halten, nie mit einer Waffe herumwirbeln, wenn andere in Reichweite stehen. Übt man bspw. mit dem Bo-Stab, sorgt man dafür, dass hinter einem frei ist und niemand getroffen werden kann. Zudem schaut der Trainer genau hin. Häufig gilt auch: Anfänger dürfen erst ab einer bestimmten Graduierung mit Waffen beginnen, damit sie das nötige Verantwortungsbewusstsein und Kontrolle mitbringen.
Nach der Benutzung werden Waffen ordnungsgemäß weggelegt oder eingepackt – sie liegen nicht achtlos herum, wo jemand darüber stolpern könnte. Jeder Schüler ist dafür verantwortlich, seine Trainingswaffe am Ende zurückzugeben oder an den vorgesehenen Platz zu legen. Das gehört ebenfalls zur Etikette: Sorgfalt im Umgang mit dem Gerät. Übrigens umfasst die Waffen-Etikette oft sogar Regeln außerhalb des Dojo: Man transportiert z.B. ein Bokken (Holzschwert) oder Sai nicht offen in der Öffentlichkeit herum, um keine falschen Signale zu senden (in einigen Ländern gibt es dafür auch rechtliche Bestimmungen). Im Dojo selbst jedenfalls gilt: Waffen nur mit Erlaubnis und dann mit voller Achtsamkeit verwenden.
Freies Training außerhalb der offiziellen Anweisungen – etwa in einer Ecke selbständig einen gefährlichen Tritt üben oder mit einem Freund eine Randori-Runde starten – ist wie gesagt grundsätzlich erst nach Rücksprache erlaubt. Man fragt am besten: „Sensei, dürfen wir das kurz üben?“ So weiß der Trainer, was passiert, und kann im Auge behalten, dass es sicher abläuft. Respekt der Etikette heißt hier, die Autorität und Verantwortung des Lehrers anzuerkennen: Er entscheidet, wann solche freien Übungen angebracht sind.
Zusammengefasst: Dojo Etikette bei Sparring und Waffen verlangt ein zusätzliches Maß an Disziplin. Die Schüler müssen die Intensität ihres freien Trainings den Regeln anpassen und bei Waffen strikte Vorsicht walten lassen. Wird dagegen verstoßen (z.B. jemand hantiert unbeaufsichtigt mit Nunchaku und verletzt jemanden), hat das oft direkte Konsequenzen – von Ermahnung bis Trainingsausschluss. Deshalb lieber einmal mehr den Sensei fragen und die etablierten Sicherheitsrituale befolgen, als die Etikette zu ignorieren. So bleibt das Training für alle sicher und effektiv.
Dojo Etikette nach dem Training: Danksagung und Ordnung
Die Stunde neigt sich dem Ende – doch auch jetzt ist die Dojo Etikette noch präsent. Am Schluss des Trainings versammeln sich alle meistens wieder in einer Reihe wie zu Beginn. Auf Kommando stellt man sich auf und verbeugt sich erneut gemeinsam, um dem Lehrer und der Tradition zu danken. In vielen Karate-Dojos sagen die Schüler dabei laut „Domo arigato gozaimashita“ (Japanisch für „Vielen Dank“), und der Sensei erwidert es eventuell. Das ist ein abschließender Ausdruck von Dankbarkeit für die Lektionen und die gemeinsame Anstrengung. Erst nach dieser formellen Verabschiedung ist die Trainingseinheit offiziell beendet. Es gehört zum guten Ton, dass Schüler dem Trainer ggf. noch einmal persönlich danken oder sich zumindest freundlich verabschieden, bevor sie gehen – statt wortlos rauszumarschieren.
Nach dem Training kommt oft die gemeinsame Aufgabe, den Trainingsraum aufzuräumen und sauber zu hinterlassen. Im Budō hat das Reinigen des Dojo (jap. Soji) sogar kulturelle Bedeutung: Es symbolisiert Demut und Pflege der Gemeinschaft. Traditionell reinigen Schüler am Ende gemeinsam den Boden – z.B. mit Lappen im Seiza-Rennen – was die Verbundenheit stärkt. Selbst wenn das in modernen Studios nicht immer gemacht wird, gilt als Etikette: Jeder packt mit an, um Matten, Geräte und Räume wieder in Ordnung zu bringen. Keiner lässt achtlos seine Wasserflasche oder seinen Müll herumliegen. Die älteren Schüler (Höhergraduierte) sollten dabei ein Vorbild sein und eher mehr tun als die Anfänger. Es macht einen schlechten Eindruck, wenn Fortgeschrittene sich drücken und die Neulinge sauber machen lassen. In vielen Vereinen ist deshalb festgelegt: „Der ranghöchste Schüler soll aktiv mithelfen und den jüngeren ein Beispiel geben, anstatt nur zuzusehen.“ Auch Geräte, Pratzen, Waffen etc. werden gemeinsam weggeräumt an ihren Platz, damit die Halle für andere Nutzer bereit ist.
Wenn die Schüler das Dojo verlassen, verbeugen sie sich am Ausgang nochmals kurz (wie beim Betreten) – so schließt sich der Kreis des Respekts. Einige Dojo Etiketten erwähnen: „Verlasse das Dojo in der gleichen respektvollen Weise, wie du es betreten hast.“ Auch sollte man sich von Trainingspartnern verabschieden, insbesondere wenn es eine kleinere Gruppe ist – das pflegt den Teamgeist. In manchen Schulen gibt es nach dem Training noch informelle Runden, in denen Fragen gestellt werden können oder Ansagen gemacht werden; auch hier gilt wiederum: zuhören, nicht dazwischenreden und am Ende ggf. mit einem kurzen Dank an den Instruktor schließen.
Abschließend sei erwähnt, dass Dojo Etikette nicht mit dem Zuschlagen der Tür endet. Viele Kampfkünstler tragen die erlernten Werte mit nach draußen. Respekt, Höflichkeit, Disziplin – all das soll idealerweise auch im täglichen Leben praktiziert werden. So gesehen ist das Dojo ein Übungsort für charakterliche Vervollkommnung, nicht nur für körperliche Techniken. Deshalb betonen viele Schulen: die im Dojo gelernten Prinzipien (z.B. Bescheidenheit, keine unnötige Gewalt, Fairness) gelten auch außerhalb. Wer z.B. seine Karate-Fähigkeiten prahlt und mutwillig einsetzt, verstößt nicht nur gegen die Etikette, sondern gegen den Sinn der Kampfkunst und wird meist aus der Schule ausgeschlossen. In der Dojo-Kun (den Verhaltensleitlinien) vieler Karate-Stile findet sich daher sinngemäß: „Die erlernten Fähigkeiten bleiben im Dojo und dienen ausschließlich der Selbstverteidigung, niemals dem Angriff.“ Dies unterstreicht: Die Regeln haben letztlich das Ziel, verantwortungsbewusste, respektvolle Kampfkünstler hervorzubringen.
Fazit
Die Dojo Etikette mag anfangs nach vielen strengen Regeln klingen – doch sie ist das Rückgrat jeder ernsthaften Kampfkunst-Ausbildung. Ob im altehrwürdigen Karate-Dōjō, beim Kickboxen oder im Kobudo-Waffentraining: Ohne grundlegende Verhaltensregeln würden Respekt, Sicherheit und Lernerfolg schnell auf der Strecke bleiben. Die Dojo Etikette sorgt für einen strukturierten, disziplinierten Ablauf des Trainings und schafft ein Umfeld, in dem sich alle wohlfühlen und entwickeln können. Viele dieser Regeln – vom Grüßen über Pünktlichkeit bis zum Waffen-Umgang – basieren auf einfachen Prinzipien von gegenseitiger Rücksicht und Sicherheit.
Wer neu mit Kampfsport beginnt, tut gut daran, sich diese Etikette Schritt für Schritt anzueignen. Anfangs mag es ungewöhnlich sein, sich zu verbeugen oder den Lehrer mit Titel anzusprechen, doch bald versteht man den Wert dahinter. Es entsteht eine gewisse Dojo-Kultur, ein gemeinsamer Geist der Höflichkeit und Konzentration, der das Training bereichert. Die alten Samurai-Regeln des Bushidō spiegeln sich darin ebenso wider wie moderne Vorstellungen von Sportmanship und Teamwork. Selbst im hitzigen Sparring erinnert uns die Etikette daran, den Respekt voreinander nie zu verlieren. So wird aus bloßem Kämpfen eine Charakterschule.
Am Ende des Tages bedeutet Dojo Etikette nichts anderes als: Behandle deinen Trainingsort, deinen Lehrer und deine Mitübenden so, wie du selbst behandelt werden möchtest – mit Respekt, Sorgfalt und Wertschätzung. Hält man sich daran, steht einem erfolgreichen (und verletzungsfreien) Training nichts im Wege. In diesem Sinne: Rei! – ein Zeichen des Respekts – und dann voller Fokus auf den nächsten Trainingstag.
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Quellen
- Wikipedia – Dōjō (japanischer Übungsraum)
 - Wikipedia – Bushidō (Ehrenkodex der Samurai)
 - Wikipedia – Karate
 - Wikipedia – Kickboxen
 - Wikipedia – Kobudō
 - Nippon Budō Kyōkai – Japanische Budō-Etikette (englisch)
 - World Karate Federation – Dojo Etiquette Guidelines
 - Black Belt Magazine – Martial Arts Etiquette Explained
 - Karate by Jesse – Dojo Etiquette: The Unwritten Rules
 



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